Frau Anette Kirchner - Technische Direktorin des Theaters Lüneburg
Das sich Prävention von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit aus Sicht der Unfallversicherungsträger lohnt, ist klar! Finden Sie das auch oder ist diese Prävention für das Theater eher hinderlich?
Wo unterstützt Sie Prävention zu Sicherheit und Gesundheit bei Ihrer Arbeit?
Das Theater, insbesondere das Geschehen auf der Bühne, lebt davon, Illusionen zu erzeugen. Für die Darsteller:innen auf der Bühne ist es notwendig, sich in andere Welten und Personen hineinzuversetzen, sich in die Rolle fallen zu lassen und die eigene Realität ein Stück zur Seite zu drängen. Alle technischen und bühnennahen Gewerke unterstützen in diesem Prozess, der schlichtweg unmöglich wäre, wenn die körperliche und seelische Unversehrtheit der Beteiligten nicht gewährleistet wäre. Die Maßnahmen des Arbeitsschutzes sind somit eine Voraussetzung und fester Bestandteil der Arbeit am Theater und auf der Bühne. Das ist im Übrigen auch in anderen Branchen so: Kein Imker würde auf die Idee kommen, ohne Schutz den Honig zu holen, kein Hufschmied ein nicht angebundenes Pferd zu beschlagen und kein Arzt den Fußpilz ohne Handschuhe zu behandeln. Auch für die Mitarbeiter:innen in den technischen und bühnennahen Gewerken, die in der Rolle des Dienstleisters für das Bühnengeschehen fungieren, geben die Maßnahmen im Arbeitsschutz Sicherheit in der Durchführung der Vorstellungen, die in jeder Produktion auch unter nicht optimalen Arbeitsbedingungen neue und funktionierende Lösungen erfordern. Aus anderen Branchen bekannte Standardlösungen bedürfen im Bühnenbetrieb der Modifizierung. Für das Publikum scheinbar gefährliche oder waghalsige Darstellungen werden so durch viele im Hintergrund besonnen agierende Personen möglich und die Illusion wird perfekt – hierfür sind die Instrumente des Arbeitsschutzes, insbesondere die Gefährdungsbeurteilung unerlässlich.
Die zur Verfügung gestellten Handlungshilfen und Informationen sind in vielen Bereichen hilfreich. Entscheidend für einen lebendigen Arbeitsschutz ist es jedoch, die Schriften als das zu sehen, was sie sind, nämlich Empfehlungen und Anregungen. Im eigenen Arbeitsalltag ist es wichtig, für das Haus und die jeweilige Produktion passende Lösungen zu finden. Auch die Vorschläge zur Dokumentation der Maßnahmen erfordern eine individuelle Anpassung. Wenn diese Anpassung nicht erfolgt, wird ein Bürokratiemonster erschaffen, das die Kreativität erstickt und den Künstler:innen die Luft zum Atmen nimmt. Das Ziel einer Gefährdungsbeurteilung ist es, geeignete und sinnvolle Maßnahmen zu dokumentieren, die den Darsteller:innen den oben beschriebenen sicheren Rahmen geben, in dem sie agieren können. Ein prall gefüllter Aktenordner mit normgerecht beschriebenen Formblättern hingegen schafft keine Sicherheit und hat auch keine Auswirkung auf die Qualität der Darbietung.
Frau Sonja Anders - Intendantin des Staatsschauspiels Hannover
Das sich Prävention von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit aus Sicht der Unfallversicherungsträger auch bei der Arbeit im Theater lohnt, ist klar! Finden Sie das auch oder ist diese Prävention für das Theater eher hinderlich?
Jede Investition in Sicherheit und Gesundheit lohnt sich – denn nichts wäre schlimmer als Verletzun-gen auf oder hinter der Bühne. Zum Glück kommen Bühnenunfälle nur sehr selten vor, was ein Beleg dafür ist, dass die geltenden Regelungen und Maßnahmen wirkungsvoll sind. Wir geben der Kunst auf der Bühne alle Möglichkeiten zur freien Entfaltung – aber diese Freiheit endet dort, wo die Sicherheit von Menschen gefährdet ist. Alle Menschen, die am Theater arbeiten, haben diese Regel im Bewusstsein, auch die Kunst, und das ist auch gut so.
Wo unterstützt Sie Prävention zu Sicherheit und Gesundheit bei Ihrer Arbeit?
Es gibt regelmäßige Sicherheitsunterweisungen durch unsere Fachkraft für Arbeitssicherheit und die Brandschutzbeauftragte. Unsere Bühnentechnik prüft alle Aufbauten auf technische und statische Sicherheit – vor jeder Vorstellung. Schauspieler:innen stehen auf der Bühne mitunter so unter Adrenalin, dass die Spielvorgänge weitgehend risikoarm konzipiert sein müssen. Falls eine Spielerin statt links versehentlich nach rechts abgeht, darf dort keine Grube lauern: Auch jeder Fehltritt muss mit einkalkuliert werden.
Frau Sandra Hinz -Verwaltungsdirektorin des Deutschen Theaters Göttingen
Das sich Prävention von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit aus Sicht der Unfallversicherungsträger lohnt, ist klar! Finden Sie das auch oder ist diese Prävention für das Theater eher hinderlich?
Das Theater ist ein spannender und mit Spannung geladener Arbeitsplatz: auf engem Bühnenraum treffen Technik und Spiel, Kreativität und Perfektionismus zusammen – alle Beschäftigen wollen den Zuschauern den perfekten Moment bieten. Das bedeutet oft Druck und immer das Zusammentreffen verschiedenster Arbeitsbereiche. Prävention erlaubt uns, diese Situationen im Vorfeld in Ruhe von allen Seiten zu betrachten, Maßnahmen abzustimmen und alle Beteiligten zu sensibilisieren. Damit am Ende die Gedanken ganz auf den perfekten Moment gerichtet sein können.
Wo unterstützt Sie Prävention zu Sicherheit und Gesundheit bei Ihrer Arbeit?
Prävention zu Sicherheit und Gesundheit bietet Hilfestellung bei der Planung von Arbeitsabläufen, Durchführung der Projekte – auf und neben der Bühne aber auch bei der dauerhaften Schulung der Beschäftigten. Die spezifischen Anforderungen der unterschiedlichsten Unternehmen werden betrachtet und durch Hilfsmittel wie Beratung und Schulungen unterstützt sowie mit verständlichen Materialen begleitet.